Ist er so geplant und angelegt, dass die Tiere Futter für sich und ihre Nachkommen, sowie Wohnraum und Rückzugsecken finden?
Ja! Dann kann ich Ihnen nur gratulieren. Wenn nicht oder nicht genug, so möchte ich Ihnen hiermit ein wenig behilflich sein.
Ganz wichtig: Pflanzen Sie einheimische Gehölze, die Tiere in unseren Breiten sind darauf angewiesen. Bevor wir aber in die Hecken und Gehölze einsteigen, sollten Sie einiges bedenken. Die Chemie bleibt vor der Tür, auch wer mit sogenannten „nützlingsschonenden“ Mitteln arbeitet, sollte wissen, dass Mittel die z.B. nur Blattläuse bekämpfen, die Nützlinge zwar schont, ihnen aber andererseits die Nahrung nimmt. Egal ob Marienkäfer, Florfliegen und Co., oder den Vögeln die Blattläuse für ihre Brut zur Aufzucht benötigen. Vogelkinder brauchen Weichfutter. (- und um Gottes willen keine Nüsse und ähnliches).
Sie werden jetzt sagen: „Alles schön und gut, aber sie schaffen ja nicht alle Schädlinge!“ Das ist richtig, aber wer sägt schon an dem Ast auf dem er sitzt, sie lassen ganz bewußt einige übrig, um Nachschub zu haben.
Das beste Beispiel und da sind wir schon mitten im Thema, ist der Grauschnäpper. Hat er Insekten ( Blattläuse, Schmetterlinge, Bienen, Wespen und Fliegen) eines Gebietes verputzt, sucht er sich ein anderes Revier um nach einiger Zeit zurückzukehren und wieder im alten Gebiet zu jagen. Den bis dahin haben sich die Schädlingskolonien wieder erholt und die Nahrung für die Brut ist gesichert. Als Halbhöhlenbrüter legt er recht wahllos sein Nest in alte Spechthöhlen, in Holzstapel, in lichte große Bäume, hinter Fensterläden, alten Mauern und natürlich Halbhöhlennistkästen. Meist zwischen 1-4 m über dem Erdboden. Als Sommergast ist er ein reiner Insektenfresser.
Oder nehmen wir das Rotkehlchen. Es brütet im Bodenbereich in dichtem Unterholz, verbuschten Gärten, gern in Wassernähe. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, die es am Boden sucht. Wir können ihm im Winter dabei helfen und das Laub unter Hecken und Gehölzen liegen lassen. Ein Rotkehlchen findet in einem Kilogramm Laub ein Gramm Nahrung. Es muß pro Tag sehr viel Laub wenden, das ist bei einem Körpergewicht von 17 g Schwerstarbeit, um nicht zu erfrieren oder zu verhungern. Im Herbst sucht es auch Beeren, wie Schlehen oder Pfaffenhütchen. Letztere ist mehr etwas für das Rahmengrün. Die Schlehe ist ein ideales Vogelschutz, Nist- und Futtergehölz. Allein 20 Vogelarten holen sich die Früchte. Durch die starken Dornen ist die Brut sicher, keine Katze oder andere Nesträuber kommt an ihnen vorbei. Das Rotkehlchen findet sich im Winter auch am Futterhäuschen ein, wenn weiches Futter wie Beeren (Schlehe, Berberitze, Pfaffenhütchen, Kornelkirsche, Geißblatt, Hollunder, Liguster, Vogelbeeren, etc.)bereitliegen. Auch ein alter Apfelbaum wird angenommen.??
Sie werden jetzt denken, das Rotkehlchen ist ein Jahresvogel, bleibt hier und kennt seine Futterplätze.
Das stimmt nicht ganz, unsere Rotkehlchen ziehen im Herbst nach Italien. Die in unseren Gärten überwintern kommen aus dem skandinavischen Raum und sind dankbar für jede Futterquelle.
Der Zaunkönig braucht als Lebensraum dichtes Unterholz, Gebüsch, Reisighaufen, Efeuhecken, Brombeerdickicht oder Totholzhaufen, um sein Nest in Bodennähe zu bauen. Ein sehr scheuer Vogel, der wie eine kleine Maus durch das Gebüsch huscht um nach Blattläusen, Räupchen, Spinnen und Larven zu suchen. Im Winter nimmt er auch Beeren, geriebenen Käse oder winzige Brot- und Kuchenkrümel als Zukost an. Als sehr kleiner Vogel verliert er in kalten Nächten mehr Wärme als andere. So verbringen meist mehrere Tiere zusammen gekuschelt die Winternächte. Dabei hat man schon bis zu 16 Tiere aus einem Nistkasten kommen sehen. Diese werden gerne als Schlafplatz im Winter angenommen, nicht nur vom Zaunkönig. Sie müssen natürlich sauber sein. Kleingartengerecht wäre die Kornelkirsche für ca. 15 Vogelarten eine Futterquelle, ebenso der rote Hartriegel. Er versorgt 24 Vogelarten mit Nahrung. Die Berberitze hält Früchte für Gimpel, Seidenschwanz und Kernbeißer im Winter bereit, ebenso Liguster . Als Hecke sind beide auch zum Brüten geeignet. Die Schlehe habe ich Ihnen schon vorgestellt, sie erreicht eine Höhe von ungefähr 3 m. Auch Hollunderbeeren sind als Winterfutter geeignet. In unserem Garten beschattet der Hollunder den Kompost, liefert mit seinen Blüten vielen Insekten und 11 Schmetterlingsarten Nahrung. Seine markhaltigen Stengel sind gebündelt aufgehangen Wohnraum für Solitärinsekten.
Zu nennen wäre noch die Mispel ( Mespilus garmanica). Die Früchte werden von einem halben Dutzend Vogelarten ( z. B. Finkenvögel wie Grünling, Stieglitz, Gimpel) gefressen.
Oder wie wäre es mit Wildrosenarten? Die Hagebutten mit ihrem hohen Vitamin C Gehalt haben nicht nur Zier- sondern auch Futterwert.
Wußten Sie, dass Altvögel für ihre Brut bis zu 300 Raupen und Insekten pro Tag sammeln? Bei der Kohlmeise hat man das wissenschaftlich erkundet. Ein Grund mehr keine Chemie mehr anzuwenden.
Falls Sie nicht genug Platz für die genannten Gehölze haben, können auch mehrere Gärten mit je einem der Sträucher bepflanzt werden. In Absprache mit dem Nachbarn kann man etwas sinnvolles tun.
Auch etwas versteckt angebrachte Halbhöhlen werden zusätzlich angenommen. ( Gartenrotschwanz, Rotkehlchen, Grauschnäpper). Falls Sie im Norden Berlins einen Garten haben, ist Ihnen der Seidenschwanz sicher schon aufgefallen, er kommt nur im Winterhalbjahr in unsere Gärten. Er ist der einzige Vogel der sich das ganze Jahr über von Beeren und Mispeln ernährt. Sein Brutgebiet ist die Taiga. Noch eine Nahrungsquelle können Sie für Buch- und Grünfink, Stieglitz und Dompfaff auftun.
Diese Vögel ernähren sich zum großen Teil von eiweißreichen Distelsamen, Flockenblumen-, Scabiosen- und Borretschsamen. Als Disteln bieten sich die wilde Karde, die Kugeldistel, die imposante Eselsdistel, die Kratz- oder Alpendistel an. Sie können alle im Staudenbeet integriert werden. Auch Gräser, wie Seggenarten, Silber-, Perl- und Honiggras sind mit ihren Samen einen Alternative für den Winter.
Beim Durchlesen meines Berichtes werden Sie sich sicher gefragt haben, warum erwähnt sie nicht Rot- und Weißdorn, Cotoneasterarten, Feuerdorn und Heckenkirschen. Ganz bewußt habe ich sie nicht genannt, denn zum einen werden sie zu groß für einen Kleingarten und zum anderen sind sie Überträger von Feuerbrand und außerdem in vielen Unterpachtverträgen nicht erlaubt. Erwähnt habe ich auch nicht den Seidelbast und die Eibe. Sie sind zwar mit ihren roten Beeren wunderbare Futtergehölze, aber enorm giftig. Wer kleine Kinder hat, sollte sie meiden. Kinder bringen die Farbe rot immer mit süß und gut schmeckend in Verbindung und auch gewissenhafte Eltern und Großeltern können nicht überall sein.
Sie sehen also, auch ein ganz normaler Kleingarten kann mit einigen Futterpflanzen und Gehölzen so gestaltet werden, dass alle damit leben können. Und Sie haben wieder eine Nische geschaffen für viele fleißige Helfer der Kleingärtner. Sollte es mir gelungen sein, Sie zum Umgestalten verführt zu haben, würde es mich freuen und ich wünsche Ihnen gutes Gelingen dabei, der Natur unter ihre sensiblen Arme zu greifen.